Unter diesem Titel habe ich mich mit meiner sehr geschätzten Fraktionskollegin Silvia Breher aus dem Oldenburger Münsterland ausgetauscht. Frau Breher ist Mitglied im Bundesfachausschuss für Umwelt und Landwirtschaft der CDU und stellv. Bundesvorsitzende der CDU. Für uns Städter ist das Interesse an der Landwirtschaft häufig eher überschaubar und dennoch wollen auch die Hamburgerinnen und Hamburger wissen, wo ihr Essen herkommt. Aus diesem Grund hatte ich zum Online-Dialog mit Silvia Breher eingeladen. Dies hat sich gelohnt, denn Frau Breher mit viel Kompetenz und Fachwissen überzeugen und so manchen Irrtum über die deutsche Landwirtschaft ausräumen.
Im Mittelpunkt stand die Tierhaltung in Deutschland. Das Landwirtschaftsministerium mit Julia Klöckner an der Spitze will Deutschland zum Vorreiter beim Tierwohl machen. Dazu werden diejenigen unterstützt, die in der Nutztierhaltung mehr für das Tierwohl tun. Schon jetzt steigen immer mehr Landwirte auf eine bessere Haltungsbedingung um. Das bedeutet aber auch einen größeren Flächen- und Stallbedarf und höhere Kosten. Hier unterstütz die Bundesregierung die Landwirte beim Um- und Anbau ihrer Ställe. Mit der Tierwohl-Auszeichnung für Produkte, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, werden nun auch unterschiedliche Haltungsstandards im Kühlregal für die Verbraucher erkennbar. Zudem hat Deutschland mit dem Verbot des Tötens männlicher Küken-Schreddern europaweit neue Maßstäbe gesetzt.
Entgegen mancher Vermutungen importiert Deutschland mittlerweile mehr Fleisch als es exportiert. So befinden sich nach wie vor Fleischprodukte mit der Güteklasse 1 in unseren Kühlregalen (1 – 6 wobei eins die schlechteste und sechs die beste Auszeichnung wäre). Hier braucht es endlich einheitliche Standards in der Europäischen Union. Nur so kann fairer Wettbewerb stattfinden. Gerade kleinere Länder der EU, wehren sich gegen die hohen Standards aus Deutschland. Ein zentrales Problem auf dem Weg zu artgerechterer Tierhaltung ist, dass sich die allgemein unterstütze Forderung nach höheren Preisen nicht im konkreten Kaufverhalten der Endverbraucher wiederspiegelt. Hochwertiges und deshalb auch teureres Fleisch bleibt in der Ladentheke häufig liegen. Mit einer einheitlichen Tierwohlkennzeichnung, hohen einheitlichen Standards und einer artgerechten Tierhaltung mit fairen Fleischpreisen, von denen die Landwirte auch leben können, gibt es also viel zu tun. Das Landwirtschaftsministerium hat diese Woche einen wichtigen Vorstoß unternommen, um eine auskömmliche Vergütung der Landwirte für die Fleischproduktion zu unterstützen. In der Borchert-Studie wird die Machbarkeit und Finanzierung für artgerechte Tierhaltung aufgezeigt. Darin finden sich drei Umsetzungsmöglichkeiten: Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für tierische Produkte von 7 auf 19 %, Einführung einer Verbrauchsteuer „Tierwohlabgabe“ oder Einführung einer „Ergänzungsabgabe Tierwohl“. Egal welche Variante am Ende verfolgt wird, die Einnahmen werden 1:1 an die Landwirte weitergegeben, damit diese eine artgerechte Haltung umsetzen können. Am Ende liegt es aber auch an uns als Verbrauchern, die Entwicklung der Landwirtschaft hin zu mehr Tierwohlorientierung mit unserer Kaufentscheidung zu unterstützen.