Wo sind wir eigentlich hingekommen, dass die Mehrzahl der im Bundestag vertretenen Parteien Deutschland nicht mehr regieren und gestalten will? Was ist nur aus der einst stolzen SPD geworden, die sich wie eine alternde Diva ziert und sich davor sträubt, Regierungsverantwortung in Deutschland zu übernehmen? Jeden Tag werden neue skurrile Regierungsmodelle vorgestellt und der vielstimmige Chor ihrer wichtigsten Vertreter lässt statt Haltung nur Unsicherheit und Führungslosigkeit erkennen.
Liebe SPD, Regieren ist kein Teufelszeug, schon gar nicht in unserem wunderschönen Land, das gewiss auch Probleme hat, die aber deutlich geringer sind als anderswo. Vier Jahre haben wir gemeinsam in einer Großen Koalition zusammengearbeitet. Und die Erfolge können sich auch aus Sicht der SPD-Anhänger sehen lassen. Vielleicht liegt der abermalige Vertrauensverlust früherer Wähler weniger daran, dass man als kleinerer Partner in einer Großen Koalition zu kurz kommt, sondern viel mehr daran, dass man nicht zu den eigenen Erfolgen steht und sie mit Stolz vertritt, sondern Wahlkämpfe macht, die an der Stimmung und den Bedürfnissen der Bürger völlig vorbei gehen. Die ÖVP in Österreich hat jüngst vorgemacht, dass man auch als Juniorpartner gestärkt aus einer Wahl hervorgehen kann.
Selbst wenn alles vernünftig läuft, wird es vor April wohl keine Regierung geben, weil sich die SPD jeden Schritt durch Partietag und Mitgliederentscheid absegnen lässt. Deutschland ist derweil als internationaler Akteur geschwächt. Das gilt für die EU, aber auch weltpolitisch. Wer will, dass unsere Stimme Gehör findet, dass Entscheidungen im Sinne unseres Landes getroffen werden, der muss dieses „Interregnum“ beenden und schnell in ernsthafte Verhandlungen eintreten.
Also, fasst Euch ein Herz, beendet die Selbsttherapie und lasst uns endlich das machen, was der Wähler von uns erwartet: eine stabile und handlungsfähige Regierung bilden.
Im Januar werden immerhin die Ausschüsse eingesetzt und ich kann mit der Facharbeit beginnen. Darauf freue ich mich.