Diese Woche Montag stand ganz im Mittelpunkt des Kinderschutzes. Unseren Kindern ein sicheres Aufwachsen zu ermöglichen und sie vor sexualisierter und physischer Gewalt zu schützen ist seit Jahren ein Herzensanliegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Die WHO geht davon aus, dass 90 % der Fälle von Kindesmissbrauch unbemerkt bleiben. Über die Bekämpfung des sexuellen Kindesmissbrauchs, notwendige rechtliche Befugnisse wie die Speicherpflicht für IP-Adressen, um Täter identifizieren und strafrechtlich belangen zu können und die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den Kirchen, aber auch anderen Institutionen wie Schulen und Sportvereinen habe ich mich intensiv mit Kerstin Claus, der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ausgetauscht. Ihr Engagement und ihre Fachlichkeit sind beeindruckend. Deutlich geworden ist, dass ihr Amt personell und fachlich deutlich gestärkt werden muss, um die wichtigen Aufgaben auch angemessen erfüllen zu können.
Im Anschluss habe ich mich gemeinsam mit unserer familienpolitischen Sprecherin Silvia Breher, mit Kinderärzten und Kinderschutzexperten zum medizinischen Kinderschutz in Kinderkliniken und in der ambulanten Versorgung ausgetauscht. Zentral ist die Aus- und Weiterbildung von Kinderärzten für eine bessere Früherkennung von Misshandlungen bei Kindern und die Hinzuziehung von besonders qualifizierten Kinderschutzkoordinatoren. Bislang ist Kinderschutz in seinen vielen Facetten nicht Bestandteil der medizinischen Ausbildung. Deshalb braucht es mehr verpflichtende Ausbildung im Bereich des Kinderschutzes. Je mehr Expertise in den Kinderkrankenhäusern vorhanden ist, desto mehr Fälle von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung können erkannt werden und interdisziplinäre Hilfemaßnahmen veranlasst werden. Allein im Altonear Kinderkrankenhaus hat sich die Zahl erkannter Kindesmisshandlungen nach Installierung einer Kinderschutzkoordinatorin verzehnfacht. Nicht etwa, weil die Anzahl der Misshandlungen zugenommen hat, sondern weil das Krankenhaus sich geschultes Personal aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern leistet, um frühzeitig Misshandlungen an Kindern aufzudecken und zu behandeln.
Rund 200 Kliniken in Deutschland verfügen bereits über Kinderschutzgruppen, alles jedoch in Eigenleistung und ohne die Finanzierung über die Regelsysteme im Gesundheitswesen. Wir als CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag fordern deshalb flächendeckende Kinderschutzgruppen an allen Krankenhäusern in Deutschland. Kinderschutzgruppen, die nicht nur über Fachwissen der Medizin und Psychologie verfügen, sondern auch im Notfall mit externen Hilfen wie dem Jugendamt und der Jugendhilfe im Austausch stehen, ganz zum Wohle des Kindes. Für all diese Schutzmaßnahmen braucht es eine verlässliche Finanzierung als Regelleistung aus dem Leistungskatalog der GKV, aber auch eine zusätzliche Grundfinanzierung der Vorhaltekosten dieses wichtigen Schutz- und Hilfesystems für gefährdete Kinder. Dafür werde ich mich einsetzen.
Bei diesem Gespräch dabei waren:
- Herr Dr. Jo Ewert, Uniklinikum Eppendorf in Hamburg
- Frau Dr. Claudia Schmidt, AKK Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH in Hamburg
- Herr Dr. med. Bernd Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM) und Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Kassel
- Frau Frauke Schwier, Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM)
- Herr Dr. med. Oliver Berthold, Klinischer Teamleiter der Medizinischen Kinderschutzhotline – der Kinderschutzberatungshotline des BMFSFJ, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin DRK-Kliniken Berlin